Waldwende Heidelberg

Forstmärchen

Forstmärchen für Kinder…

In dem Bericht „Schüler pflanzten Baume für die Zukunft“ der RNZ vom 23.11.22 werden Kinder in den Fokus gebracht. Sie wollen etwas gegen den Klimawandel unternehmen um „das Klima zu schützen“.

Der Förster in „seinem Territorium“ spricht von dem „Zusammenspiel“ mit dem Forstamt: die abgeholzte Fläche muss neu begrünt werden und dazu man muss er den Kindern auch viel erklären: „alte, krumme und schlechte Bäume müssen … irgendwann gefällt werden“!

Stellen die Kinder auch Fragen wie zum Beispiel: dürfen alte und krumme Bäume nicht existieren?
Und was sind schlechte Bäume? Etwa die Birke?
Warum musste das Areal überhaupt kahlgeschlagen werden?

Kahlschlag zur Aufforstung
Kahlschlag zur Aufforstung am Kohlhof

Greta Thunberg von „Fridays for Future“ würde zu „Trees for Future“ etwas ganz anderes sagen. Das können Schüler und Lehrer in ihrem Klimabuch ab Seite 252 nachlesen. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise wird gefordert, den Holzeinschlag zu reduzieren und Bäume auch alt werden zu lassen. Sie binden im Alter mehr Kohlenstoff und werden erst im Alter zu einem Hort der Artenvielfalt. Von der Nutzung zur Energiegewinnung wird ganz abgeraten.

…und Erwachsene

Die Lehrerin des Projekts „Trees for Future“ scheint nichts davon gehört zu haben, dass Kahlschläge obsolet sind. Vielleicht würde ihr dann eher klar werden, dass sie regelrecht reingefallen ist.

Vielleicht hat sie die Schautafel am Rote-Suhl-Weg gelesen:

Schautafel Forst BW Holzernte
Schautafel Forst BW Holzernte

Diese Schautafel ist für Laien nachvollziehbar, aber entlarvend. Wir entnehmen mehrere Altersphasen der natürlichen Waldentwicklung, nämlich die 150 bis 400-jährigen Bestände, und damit den Lebensraum für zahlreiche Spezialisten.
Der zur Entnahme vorgesehene Baum mit tief sitzender Astgabel, hat ein höheres Blattvolumen als gleichaltrige Bäume und ist den Folgen des Klimawandels durch seine höhere Assimilationsleistung den Folgen des Klimawandels möglicherweise besser angepasst.
Wer legt denn eigentlich die „Erntereife “ in einem bestimmten Alter fest? Die „erntereif“ erklärten Bäume befinden sich pflanzensoziologisch in der Optimalphase, d.h. der Phase der höchsten Vitalität. Verglichen mit dem menschlichen Entwicklungszyklus befinden wir uns hier in der Phase der 35-Jährigen, die am Anfang und dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit stehen. Das Modell ist schon ziemlich absurd welches den Waldbesuchern hier vorgegaukelt wird.

Ausschnitt aus der Schautafel von Forst BW
Ausschnitt aus der Schautafel von Forst BW

Auch das Totholzholzkonzept entspricht nicht den Vorgaben nach FSC und ist hier entsprechend falsch abgebildet. Pro Hektar Waldfläche sind nach dem Standard 10 Habitatbäume auszuwählen, die in einem räumlichen Bezug zueinander stehen sollen, d.h. nicht 10 einzelne Bäume sind auszuwählen, sondern eine Gruppe von potenziellen Habitatbäumen.

Selbst der Begriff „Ernte“ ist genaugenommen falsch, denn geerntet wird üblicherweise erst, wenn das angebaute Produkt reif ist. Äpfel erntet man auch nicht im Zustand der Unreife im Juni, sondern erst im Herbst. Ernte setzt auch voraus, dass etwas kultiviert wurde, das später als Produkt geerntet wird. Für die gebietsfremden Baumarten mag das noch zutreffen, für die gebietsheimischen Baumarten Buche und Eiche stimmt das natürlich nicht. Es handelt sich hier um eine Ausbeutung von Naturgütern. Man spricht bei der Förderung von Erdöl oder dem Abbau von Braunkohle ja auch nicht von „Ernte“. Korrekter wäre demnach Begriffe wie „Buchenabbau“ oder „Buchenexploitation“!

Weiter westlich in der Umgebung des Wanderparkplatz Schwabenweg wurden ebenfalls im FFH-Gebiet vor allem Buchen abgebaut.

Habitatbaum am Forstweg ausgezeichnet
Buchenpolter und Habitatbaum am Kraussteinweg
Mickriger Habitatbaum der umfällt wenn der Specht ihn anpickt
Mickriger Habitatbaum der umfällt wenn der Specht ihn anpickt

Habitatbäume an Forstwegen auszuweisen macht wenig Sinn weil sie wegen der Wegesicherung bei Gelegenheit ebenfalls gefällt werden können!

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