GEO entwickelt neuen Studiengang „Ökologische Waldbewirtschaftung“
Es ist Zeit für eine Waldwende! Wir wollen helfen, dass sich unsere Wälder wieder als lebenswerte Landschaft entfalten. GEO entwickelt deshalb mit Partnern einen neuen Studiengang: „Ökologische Waldbewirtschaftung„
19.05.2021
Katharina Schmitz ist Redaktionsleiterin bei GEO und verantwortlich für das neue Ressort „Natur und Nachhaltigkeit“
Seit einigen Monaten gehören GEO-Chefredakteur Jens Schröder und ich einer Rebellengruppe an. Unsere Treffen haben zwar nichts Konspiratives, und unsere Mitstreiter sind friedliebende Menschen: der Autor Peter Wohlleben und sein Sohn Tobias, der die „Waldakademie“ leitet, dazu Professor Pierre Ibisch von der „Hochschule für nachhaltige Entwicklung“. Was uns eint, wirkt eher bürokratisch als umstürzlerisch: Wir entwickeln einen neuen Studiengang.
Und trotzdem bringen wir damit „den Wald zum Wackeln“, wie ein Kollege nach einem unserer Rebellentreffen erstaunt anmerkte. Denn unser Ziel ist ein Umdenken in deutschen Forsten: Wir wollen junge Menschen in „Ökologischer Waldbewirtschaftung“ ausbilden. Das ist keine Kampfansage. Wir wollen konstruktiv eine Alternative zu bisherigen Ausbildungsgängen anbieten. Das scheint einigen jedoch nicht nur ein Dorn, sondern ein ganzer Ast im Auge zu sein. Aber was ist an der Idee, den Wald mehr im Einklang mit der Natur zu nutzen, so revolutionär?
Drittel der Fläche Deutschlands ist von Wäldern bedeckt, die meisten sind das Produkt einer systematischen Bewirtschaftung, deren Wurzeln 300 Jahre zurückreichen. Über die Jahrhunderte wurde diese Forstwirtschaft immer effizienter darin, schnell wachsende Baumplantagen heranzuziehen, die großen Holzertrag versprechen.
Doch das System kommt an seine Grenzen. Aus Nutzung wurde vielerorts Raubbau; hinzu kommen Klimakrise, Hitze und Trockenheit: Nie ging es dem deutschen Wald so schlecht wie heute. 2019 mussten mehr als 46 Millionen Kubikmeter geschädigtes Holz geschlagen werden, fünfmal so viel wie 2006. Wer durch Deutschlands Wälder geht, sieht: fahle Kronen, Borkenkäferfraß, der ganze Hänge verdorren lässt. Dabei brauchen wir den Wald: Bäume halten das Wasser in den Böden, kühlen ihre Umgebung, sind Lebensraum für viele Arten.
Daher ist es Zeit für eine Waldwende! Wir wollen helfen, unsere Wälder als lebenswerte Landschaft wieder zu entwickeln. „Der Umgang mit Wäldern muss neu gedacht werden, sie müssen ganzheitlich als Ökosysteme verstanden und bewirtschaftet werden und nicht als Holzäcker“, fordern wir in unserem Konzeptpapier, mit dem wir derzeit auf mögliche Unterstützer zugehen. Im Idealfall können wir zwei Professuren finanzieren.
Nicht überall stößt unser Vorhaben auf Gegenliebe: Verbände und Akteure aus der Forstwirtschaft können sich eine Neuausrichtung bisher schwer vorstellen. Professor Ibisch leistet an seiner Hochschule derzeit Vermittlungsarbeit und hält mitunter Beschimpfungen aus.
Auch für GEO ist dieses Projekt ein neuer Weg. Deutlich wie nie haben wir uns für eine Seite entschieden. Doch im Februar gaben wir unseren Lesern ein Versprechen: Dass wir von nun an nicht nur über Nachhaltigkeit schreiben, sondern auch handeln werden. Unter anderem mit diesem Studiengang wollen wir das Versprechen einlösen.