Waldwende Heidelberg

Kein Raubbau im Wald für eine falsche Energiewende

Das Kreisforstamt trat am 25.9.21 mit folgender Erklärung an die örtliche Presse:

„Holz als Brennstoff erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Viele Menschen achten mehr und mehr auf ihren ökologischen Fußabdruck und schätzen Holz als CO2-neutrale Ressource. Bei der Verbrennung von Holz wird nur so viel Kohlenstoff freigesetzt, wie mit dem Baumwachstum in früheren Jahrzehnten auch gebunden wurde. Zwar entstehen durch die Holzernte und den Transport zusätzliche Emissionen, im Vergleich zu Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas schneidet Holz aber dennoch viel klimagünstiger ab.“

Ein Mitarbeiter des Forstamts schichtet Brennholz auf

Dem widerspricht das Aktionsbündnis mit einer zusammengefassten Stellungnahme von BUND, NABU und anderen Umweltschutzorganisationen:

„Wälder sind für den Schutz der Artenvielfalt und unseres Klimas unersetzlich, sie bilden die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Dennoch sind die globalen Waldökosysteme bedroht. Die Ursachen dafür sind vielfältig – vom illegalen Holzeinschlag über die Expansion von Agrarflächen bis hin zum hohen Rohstoffbedarf der Papier- und Zellstoffindustrie. In der Folge werden Wälder kahlgeschlagen, übernutzt oder in artenarme Nutzholzplantagen umgewandelt.
Jetzt geraten die Wälder zusätzlich im Namen des Klimaschutzes unter Druck. Ein Grund dafür ist die falsche Entscheidung der EU, das Verbrennen von Holz als klimaneutral zu werten. Damit wird den EU-Mitgliedstaaten die Möglichkeit eröffnet, Holzbiomasse für die Strom- und Wärmeproduktion als Klimaschutzmaßnahme zu subventionieren.

Der Einsatz von Holz-Biomasse als Brennstoff für die Energieproduktion wird aus folgenden Gründen als problematisch bewertet:

  • Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist die Verfeuerung von Holz nicht klimaneutral. Die energetische Nutzung von Holz trägt über die für die Klimakrise relevanten Zeiträume hinaus deutlich zum Treibhauseffekt bei. Die Zeit, die von Wäldern benötigt wird, um die Kohlenstoffemissionen aus energetischer Holz- Nutzung wieder einzufangen, beträgt in der Regel viele Jahrzehnte. Gleichzeitig vermindert eine intensivere Nutzung die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff langfristig zu binden. Darüber hinaus entsteht beim Verbrennen von Holz pro Energieeinheit mehr CO2 als beim Verbrennen fossiler Brennstoffe.
  • Auch für die deutschen Wälder ist eine erhöhte Holznachfrage keine gute Nachricht. Gesteigerte Einschlagsmengen würden die hiesigen Waldökosysteme weiter schwächen und deren Funktionen für Klimaschutz und Artenvielfalt beeinträchtigen. In Deutschland gibt es aus ökologischen Gründen keine Holzmengen, die noch frei verfügbar wären. Der jährliche Holzzuwachs wird nahezu vollständig geerntet und seit vielen Jahren wird bereits ein wesentlicher Teil des geernteten Holzes verbrannt. Gleichzeitig fehlt im Wald Totholz als wichtiges Strukturelement für Artenvielfalt, Nährstoffverfügbarkeit und Humusaufbau. Wir müssten für den Klima- und Artenschutz viel mehr Holz im Wald belassen.
  • Das Verbrennen von Holzbiomasse widerspricht auch dem Prinzip der Kaskadennutzung, zu dem sich die Bundesregierung unter anderem in ihrer Bioökonomiestrategie verpflichtet hat. Demnach sollte Holz zunächst in langlebigen Produkten stofflich genutzt und erst am Ende der jeweiligen Lebenszyklen für die Energieproduktion verbrannt werden.“

Der vollständige Text wurde u.a. von folgenden Organisationen unterzeichnet: BUND, BBIWS, DUH, Greenpeace, NABU, Robin Wood, WWF und kann hier heruntergeladen werden.

Brennholz Polter am Heiligenbergweg

Die Verbrennung von Biomasse werde »den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre und die Erwärmung für Jahrzehnte bis Jahrhunderte erhöhen«, notierten rund 800 Forscher in einem Brandbrief an das EU-Parlament. Auch der Forschungsverbund des European Academies Science Advisory Council (Easac) warnt: Die CO₂-Emissionen pro Stromeinheit, die aus Waldbiomasse erzeugt werden könnten, seien höher als die von Kohle. Daher sei es »unvermeidlich«, dass der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre erhöht werde, sollte Kohle durch Holz als Brennstoff ersetzt werden.

Eine Antwort

  1. Leider wirbt das Forstamt laut RNZ vom 3.11.21 für Brennholz aus dem Stadtwald. Dieses Holz sollte besser im Wald als Totholz bleiben, damit dem Waldboden wieder Nährstoffe und Feuchtigkeit zugeführt werden. Mittlerweile produzieren Holzfeuerstätten mehr Feinstaub als der gesamte Individual- und Güterverkehr auf den Straßen. Der Gesetzgeber hat diese Problematik erkannt und deswegen strenge Grenzwerte bestimmt.

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