Waldwende Heidelberg

Unterschied zwischen Wald und Forst?

Der Waldbauer betrachtet den Wald wie einen Acker, der bestellt werden muss und dessen Erträge er ernten kann. Er beansprucht jährlich 80% des nachwachsenden Holzes. Auf sich alleine gestellt würde dieser Wald keine Früchte sondern nur „Unkraut“ liefern. Das Wachstum der Bäume wird beeinflusst, damit der gewünschte Rohstoff Holz gute Voraussetzungen bekommt. Holz ist in diesem Sinn ein nachwachsender Rohstoff, der vor Kalamitäten geschützt werden muss. Der dazu nötige Aufwand, wie Personalkosten, Neupflanzungen, Entfernen von Schadholz und Bau von Forststrassen, die das Befahren mit schweren Maschinen ermöglichen, fliesst in die Gesamtbilanz der Erträge mit ein. Ertragreiche Baumarten, wie die schnell wachsende Douglasie und solche, die kostbares Stammholz liefern wie die Eiche, werden bevorzugt. Wenn die Erträge bedroht sind wird auch zu Maßnahmen gegriffen, wie sie im konventionellen Ackerbau üblich sind. Bodenkalkung analog zum Düngen im Ackerbau und gelegentlicher Einsatz von Bioziden als „ultima Ratio“. Das Ergebnis der Tätigkeit eines Waldbauern wird als Forst bezeichnet.

Das modernere Verständnis geht von dem Wald als einem komplexen Ökosystem aus. Die vielfältigen Ereignisse und Zusammenhänge in diesem System, werden erst seit wenigen Jahrzehnten durch verschiedene Wissenschaftler erforscht: Botaniker, Zoologen, Entomologen, Mikrobiologen, Mykologen, Physiker, Chemiker, Hydrologen wenden sich dem Wald zu und entdecken täglich Neues.

In aller Demut geben sie zu, dass noch längst nicht alles erforscht ist, sondern dass sie gerade am Anfang der Entdeckungen stehen, und nur einen Bruchteil der Phänomene verstehen. Die bisherigen Erkenntnisse aus diesen Forschungen kommen in einigen grundlegenden Ansätzen zum Ausdruck:

– jeder menschliche Eingriff in dieses System hat Auswirkungen

– um einen stabilen Gleichgewichtszustand zu erreichen und darin zu bleiben, müssen diese Eingriffe minimal sein und dürfen ein gewisses Maß nicht überschreiten

– der jetzige Zustand des stadtnahen Waldes ist bedrohlich und lässt vermuten, dass er bei der zu erwartenden, weiteren Klimaveränderung kollabiert

– eine mehrjährige Hiebsruhe, ein höherer Totholzanteil und einen Teil des Waldes für eine natürliche Entwicklung zu schützen wären notwendige, unmittelbare Maßnahmen in der Klimakrise

– wenn ein stabiler Gleichgewichtszustand erreicht ist, können maximal 30% des nachwachsenden Holzes durch Einzelbaumentnahmen bodenschonend entnommen werden. Sofern die Ökonomie die Ökologie beachtet, können sogar höhere Erträge als bisher erzielt werden (Stadtwald Lübeck)

– zusammengefasst kann gesagt werden: ein Wald braucht den Menschen nicht, jedoch brauchen wir Menschen den Wald

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